Aus fürs Schwuz + Bisexueller Schiedsrichter + Jurassica Parka
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| Liebe Leser*innen, die letzte Party ist gefeiert: Mit einem rauschenden Fest schloss das Schwuz am vergangenen Wochenende. Ich persönlich finde es immer noch fast surreal, dass es den Club, der das Wohnzimmer für Generationen von queeren Menschen war, nun nicht mehr gibt. Meine Kollegin Mia Veigel war beim Abschiedstanz vor Ort, ihren Bericht lest Ihr hier. Zur Wahrheit gehört allerdings: Das Schwuz, dessen Verlust als Schutzraum jetzt von vielen betrauert wird, wurde selber nicht mehr richtig geschützt. Das Publikum wandte sich in letzter Zeit immer mehr ab – ich gebe zu, dass auch meine sentimentalen Erinnerungen vor allem mit dem alten Schwuz am Mehringdamm verknüpft sind, während mich der Standort in Neukölln eher kaltließ. Die Schwuz-Leitung reagierte offenbar lange nicht ausreichend auf das sich wandelnde Ausgehverhalten. Warum das ein Signal an die queere Community sein sollte, kommentiert meine Kollegin Nadine Lange hier. Die Politik hat jetzt zahlreiche Ideen, wie Clubs in Berlin besser unterstützt werden können. Das lest Ihr in der Rubrik Namen und Neues. Und nun ein Werbeblock in eigener Sache. Verlässliche Nachrichten, klare Analysen, fundierte Recherchen und auch eine umfangreiche queere Berichterstattung bekommt Ihr täglich vom Tagesspiegel. Wenn Ihr noch kein Abo habt, gibt es jetzt die Möglichkeit, den Tagesspiegel zum vorweihnachtlichen Sonderpreis von insgesamt nur zwei Euro für zwei Monate zu lesen. Das Angebot könnt Ihr Euch hier sichern. |
| Tilmann Warnecke ist beim Tagesspiegel verantwortlicher Redakteur für den Queerspiegel und arbeitet zudem im Ressort Wissen & Forschen. |
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| NAMEN & NEUES |
| Berlins Finanzsenator: „Ich habe nie Politik gemacht, um für meine Identität zu streiten“ Finanzsenator Stefan Evers gab beim von uns präsentierten „Schattenkabinett“ im Gespräch mit Dragqueen Margot Schlönzke im BKA Theater ungewöhnliche Einblicke in sein Privatleben. Der CDU-Politiker verriet unter anderem, dass er dem Ex-Regierenden Klaus Wowereit (SPD) nach dessen Rücktrittsankündigung 2014 einen persönlichen Brief geschrieben und ihm für seinen Satz „Ich bin schwul und das ist gut so“ gedankt habe. „Er hat über Parteigrenzen hinweg einen enormen Fortschritt bedeutet und das ist jede Anerkennung wert“, sagte Evers. Er selber habe „nie Politik gemacht, um für meine Identität oder queere Interessen zu streiten“. Außerdem bekannte sich Evers als Merkelianer („immer noch mein politisches Vorbild“), Fan roter Pandas („Es kann nie genug rote Pandas geben“) und Klavierspieler („Für die CDU-Weihnachtsfeier wurde schon angefragt, ob ich bis dahin wieder üben würde“). Zu seinem derzeitigen Job sagte er: „Finanzsenator zu werden, war nicht das Ziel meiner Karriere. Wenn man Spaß an unlösbaren Aufgaben hat, ist man da genau richtig.“ Wir wünschen weiter viel Vergnügen. Die Berliner Politik will Clubs helfen. Stefan Evers äußerte sich übrigens auch zum Schwuz. Das sei Teil seines Ankommens in Berlin gewesen, es sei allerdings schon „Jahre her“, dass er das letzte Mal im dort war. Er glaube aber: „Die Idee und die Marke Schwuz ist nicht am Ende. Vielleicht ist es an der Zeit, zu überlegen, wie sich dieser Lebensort neu erfinden kann.“ Dabei lohne es sich zu schauen, „was das Land Berlin an eigenen Flächen hat“ – selbst wenn diese Miete kosten würden. Ein Fan von „Staatswirtschaft, Staatsclubs und queerer Staatsszene“ sei er aber nicht. Die Berliner Politik nahm das Schwuz-Aus insgesamt zum Anlass, sich für Clubs in die Bresche zu werfen. Grüne und Linke kritisierten die Untätigkeit des Senats. Und SPD-Spitzenkandidat Steffen Krach forderte eine „Spielstättenförderung“ für Clubs. Nachgefragt bei Krach: Was genau ist damit gemeint? „Ich bin nicht der Meinung, dass der Senat Clubs betreiben sollte. Was für die Menschen funktioniert, wissen die Clubbetreiber schon selbst am besten“, stellt Krach klar. Dennoch müsse mehr getan werden. Es gebe bereits eine recht erfolgreiche Förderung von Schallschutzmaßnahmen für Clubs. „Das will ich im Sinne einer neuen Spielstättenförderung weiterentwickeln.“ Krach denkt an zwei Komponenten: Unterstützung bei Investitionen in Technik, Bühnen oder Energiesparmaßnahmen. Und zum anderen die Förderung von besonderen Veranstaltungsformaten, aber auch von DJs, Künstlerinnen und Künstlern. |
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| KURZMELDUNGEN |
| 22.000 Änderungen beim Geschlechtseintrag. So viele Menschen haben das Selbstbestimmungsgesetz seit seiner Einführung vor einem Jahr genutzt. Die meisten davon direkt nach Inkrafttreten im November 2024, seitdem gehen die Zahlen kontinuierlich zurück. (tagesspiegel.de) Treffen der europäischen Pride-Bewegungen in Magdeburg. Wie die Veranstalter des Christopher Street Day in Magdeburg mitteilten, hat sich der Verein erfolgreich um die Ausrichtung der jährlichen Generalversammlung der Dachorganisation „European Pride Organisers Association“ (EPOA) beworben. Das Treffen wird vom 9. bis 11. Oktober 2026 stattfinden. (dpa) Neuerungen bei L-Support. Das Berliner Anti-Gewalt-Projekt für FLINTA ist umgezogen und jetzt in der Yorckstraße 76 (Kreuzberg) zu finden. Außerdem wurden die Hotline-Zeiten um zwei Stunden verlängert. Freitag, Samstag und Sonntag findet unter der Nummer 030 459 618 65 Beratung statt. Plakatkampagne. „Schau mir in die Augen, Berlin“: Plakate von älteren Menschen mit dieser Aufforderung sind an Bushaltestellen, U-Bahnhöfen und Litfaßsäulen in ganz Berlin zu sehen. Die Schwulenberatung und der Verein Rad und Tat wollen so auf das Thema Queerness im Alter aufmerksam machen. (tagesspiegel.de) |
| POLIZEI |
| In diesem Jahr gab es in Deutschland so viele CSDs wie nie – aber leider auch so viele Übergriffe gegen Pride-Veranstaltungen wie nie. Das ergibt eine Auswertung der Amadeu Antonio Stiftung. Demnach wurde der CSD in diesem Jahr insgesamt 245 Mal gefeiert. Bei jedem zweitem sei es zu Angriffen und Störungen gekommen. Wiederum fast die Hälfte ging von Rechtsextremen aus. Für Betroffene homo- und transfeindlicher Übergriffe gibt es in Berlin mehrere Ansprechpartner*innen: Beim Landeskriminalamt Berlin, bei der Berliner Staatsanwaltschaft, sowie bei den Beratungsstellen LesMigras, Maneo, L-Support und TIN*-Antigewaltberatung. |
| LESEEMPFEHLUNGEN MIT T+ |
| Wir hoffen, Ihnen gefällt dieser Newsletter, den unsere Abonnent:innen mit ihrer Unterstützung möglich machen. Als Abonnent:in können Sie heute unter anderem folgende Artikel lesen: |
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| Interne Dokumente aus dem Bundesinnenministerium zeigen: Im Haus von Minister Dobrindt mehrt sich Widerstand gegen die Flaggen-Erlaubnis – weil das LGBTIQ-Symbol „privilegiert behandelt“ werde. |
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| TERMINE |
| +++ 7.11., 20 Uhr, L Rush, FLINTA Party, Rauschgold, Mehringdamm 62, Kreuzberg. +++ 7./8.11., 20 Uhr, In My Sixties, Musikprogramm mit Maren Kroymann, Tipi am Kanzleramt. Große Querallee, Mitte. +++ 7.11., 20 Uhr, Queer de la Musique – Herbstedition, Livemusik mit Becky, The Millennial Midlife Crisis, Cityalltech, AHA e.v., Monumentenstr. 13, Schöneberg. +++ 8.11., 19.30 Uhr, 10. Spree Grand Prix im Sonntags Club, 24 ESC-Songs stehen zur Auswahl beim Voting, Sonntags Club, Greifenhagener Str. 28, Prenzlauer Berg. +++ 11.11., 18.30 Uhr, Party Dyke's Karaoke Night, Host: Bethany Likesham, Silver Future, Weserstr. 206, Neukölln. +++ 12.-15.11. 20 Uhr, We could be heroes mit Sven Ratzke & Band, Bar jeder Vernunft, Schaperstr. 24, Charlottenburg. +++ 12.-16.11., Queer Performance Festival, Shows, Workshops, Screenings, verschiedene Locations. Infos hier. +++ 13.11., 19 Uhr, Reihe Berührungen, Teil 4: Rücken, Workshop mit Laura Méritt. Begine, Potsdamer Str. 139, Schöneberg. Info und Anmeldung unter info@exclusivitaeten.com +++ 14.11., ab 17 Uhr, The Social Club, FLINTA-Abend mit Karaoke, Musik und Film. Café Hewrî, Nehringstraße 23-24, Charlottenburg. +++ 14.11., 19 Uhr, Abschlussabend vom Adira Drag Festival 2.0 – Queer Arab Futurism, Panel, Performance, Party, Festaal Kreuzberg, Am Flutgraben 2. +++ 14.11., 23 Uhr, 8th annual Mx Kotti Pageant, Dragwettbewerb präsentiert von Pantsy. SO 36, Oranienstr. 190, Kreuzberg. +++ 15.11., 20 Uhr, Geburtstagsparty von ILOs Bar, Motzstr. 30, Schöneberg. +++ 16.11., 20 Uhr, Die große BKA Spendengala für den Erhalt des Theaters mit Ades Zabel Company, Pigor & Eichhorn, Sigrid Grajek, Toni & Benno Mahoni u.a. Moderation: Biggy van Blond, BKA Theater, Mehringdamm 34, Kreuzberg. +++ 18.11., 20 Uhr, Marianne Rosenberg, Konzert, Tempodrom, Möckernstr. 10, Kreuzberg. +++ 19.11., 20 Uhr, Queeres Quartett 2.0 – Gute Seiten, schlechte Seiten. Literaturkritik-Runde mit Paul Schulz und Tatjana Berlin sowie den Gästen Maren Kroymann und Matthias Frings, Prinz Eisenherz Buchladen, Motzstr. 23, Schöneberg. |
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| QUEERKAMERA |
Nicolás Keenan und Rob Jetten (rechts). Foto: imago/ROBIN UTRECHT Rob Jetten ist der viel beachtete Sieger der Parlamentswahlen in den Niederlanden. Er schaffte es mit einem optimistischen Wahlkampf seiner sozialliberalen Partei, Rechtsaußen Geert Wilders zu überholen. Mit 38 Jahren könnte er jetzt nicht nur der jüngste Premierminister der Niederlande werden – sondern auch der ersten offen schwule.Verlobt ist er mit dem argentinischen Hockey-Nationalspieler Nicolás Keenan (links), der in der holländischen ersten Liga spielt und zweimal zur Olympiaauswahl seines Landes gehörte. Wir warten gespannt, für wen Jetten jubelt, sollte Argentinien demnächst mal gegen Holland antreten – beide sind absolute Weltklasse im Hockey. Ein Porträt von Jetten findet Ihr hier. |
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| TIPP |
| Ho ho ho: Weihnachten steht vor der Tür! Wer von der Vorweihnachtszeit gar nicht genug bekommen kann, sollte sich auf zum Nollendorfplatz machen. Der queere Winter- und Weihnachtsmarkt ist dort bereits eröffnet. Der Standort unter der im Minutentakt vorbei rumpelnden U-Bahn ist zwar echt speziell, aber ich mag die Mischung aus Glühwein, Glitzer und Geschenken – und dass man die oft wirklich trashigen Bühnenshows wegen des Bahnlärms kaum versteht, hat auch seine Vorteile. |
| SPORT |
| Pascal Kaiser ist Fußballschiedsrichter. Vor drei Jahren outete er sich als bisexuell, was medial sehr beachtet wurde. Inzwischen folgen ihm rund 40.000 Leute auf Instagram. Während seines Coming outs erhielt er viel Unterstützung, jetzt hat er aber auch mit negativen Nachrichten zu kämpfen. Meine Kollegin Charlotte Bruch hat Kaiser interviewt. Im Gespräch, das Ihr hier lesen könnt, erzählt er unter anderem, wie viele schwule Bundesliga-Profis ihn schon kontaktiert haben, warum er dabei Verschwiegenheitsklauseln unterschreiben musste – und was es braucht, um das Thema Queerness im Männerfußball zu enttabuisieren. |
| SZENEGESPRÄCH |
| Kaum eine Meldung hat zuletzt in der queeren Szene solche Wellen geschlagen wie diese: Bereits seit Monaten ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen die Drag Queen Jurassica Parka wegen des Verdachts auf Verbreitung, Erwerb und Besitz kinderpornografischer Inhalte. Jurassica Parka hat inzwischen all ihre Auftritte abgesagt. Ende Juli durchsuchten Ermittler die Wohnung der Dragqueen und beschlagnahmten Datenträger. Dazu zählen in der Regel Handys, Tablets, Laptops und Festplatten. Details zu den sich darauf befindlichen Daten konnte die Staatsanwaltschaft noch nicht nennen. Die Ermittler prüfen außerdem, ob überhaupt strafrechtlich relevantes Material vorhanden ist. Aufmerksam geworden war das BKA durch Hinweise der US-Organisation National Center for Missing and Exploited Children. Für Jurassica Parka gilt die Unschuldsvermutung. Die Ermittler stehen noch ganz am Anfang der Untersuchungen. Ob sich der Anfangsverdacht erhärtet und für eine mögliche Anklage reicht, ist völlig unklar. Was aber klar ist: Nach Tagesspiegel-Recherchen wurde Parka bereits im Jahr 2023 wegen Verbreitung, Erwerb und Besitz kinderpornografischer Schriften verurteilt, und zwar zu einer Geldstrafe von 160 Tagessätzen zu je 70 Euro. Das Urteil ist rechtskräftig. Auf Instagram hatte die Dragqueen bestätigt, dass gegen sie ermittelt wird, nannte jedoch keine Details. In einer Videobotschaft sagte sie, es gebe „ein Ermittlungsverfahren wegen eines mutmaßlichen Online-Vergehens“ gegen sie. Sie bat ihre Fans: „Es wäre schön, wenn ihr mich nicht sofort vorverurteilen würdet und nicht einfach jedem Scheiß glaubt, der über mich erzählt wird.“ Ihr Konto ist inzwischen auf privat gestellt, Posts nur für Follower*innen sichtbar. Der Fall löst naturgemäß nicht nur in der queeren Community eine enorme Resonanz aus. Viele sind geschockt, Einrichtungen wie das BKA-Theater, die mit Jurassica Parka zusammengearbeitet waren, haben sich distanziert. Rechte Portale wiederum versuchen, den Fall zu instrumentalisieren. So hat Berlins Queerbeauftragter Alfonso Pantisano eine einstweilige Verfügung gegen Julian Reichelt erwirkt. Alle Details zu dem Fall lest Ihr im Bericht meiner Kolleg*innen Alexander Fröhlich, Margarethe Gallersdörfer und Dominik Mai. Sowohl Jurassica Parkas Medienrechtsanwalt als auch ihre Strafverteidigerin wollten sich auf Anfrage nicht zu den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft äußern. Der Manager der Künstlerin äußerte sich inzwischen auf Tagesspiegel-Anfrage nicht dazu, wann er von dem Urteil von 2023 erfahren habe. Er werde vor dem rechtskräftigen Abschluss des laufenden Verfahrens keine Stellungnahme abgeben – auch nicht zu Verfahren aus der Vergangenheit. |
| An dieser Ausgabe mitgearbeitet haben Christoph Papenhausen und Nadine Lange. Der nächste Newsletter kommt am 20. November, dann wieder von Luca Lang. Alles Gute! |
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| Euer Tilmann Warnecke |
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Carolina Philipps. Foto: Nikita Tchernodarov 




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