Ein Newsletter zum Krieg in der Ukraine - direkt aus dem Tagesspiegel-Newsroom.
Russland will Tschassiw Jahr eingenommen haben, Online-Schlagabtausch zwischen Trump und Medwedew, Putin akzeptierte russische Grenzen wohl schon früher nicht. Der Überblick.
Liebe Leserinnen und Leser, | | der Krieg in der Ukraine ist zu einem Abnutzungskrieg geworden, in dem die Kosten in Form von Soldatenleben in keinem Verhältnis zum Nutzen stehen. Die Frontlinie verändert sich unwesentlich. Diese Situation sorge dafür, dass die ukrainischen Elitesoldaten auch anderweitig eingesetzt werden könnten, wie ein US-amerikanischer Ausbilder in der Ukraine dem „Business Insider" schildert. | | Der Ausbilder, der auf den Namen „Scooter" hört, erklärt, dass immer mehr ukrainische Elitesoldaten daraufhin trainiert würden, „die feindliche Verteidigungslinie zu passieren und dahinter Schaden anzurichten". Konkret sollen die ukrainischen Soldaten demnach russisches Logistikpersonal nur wenige Kilometer hinter der Frontlinie überfallen, Equipment zerstören oder „etwas Teures" stehlen. „Sie sollen etwas machen, das uns hilft und ihnen schadet – und dann zurückkehren", sagt „Scooter". | | Zu Beginn des Krieges seien die Elitesoldaten noch, unter anderem, dafür verantwortlich gewesen, Munitionstrucks oder Panzer zu zerstören – also Sabotage im großen Stil. Doch solche Aktionen würden immer schwieriger. Auch, weil Drohnen wie „fliegende Sicherheitskameras" allgegenwärtig seien. | | Die Ausbilder würden ukrainischen Soldaten beibringen, wie sie russische Patrouillen überlisten – unter anderem, indem sie grundlegende russische Phrasen lernten. Wenn sie es geschafft hätten, müssten sie schnell sein, denn kurz hinter der Frontlinie seien die russischen Truppen bei jeder Kleinigkeit alarmiert. Für Fälle, in denen jemand Verdacht schöpfe, würden die Elitesoldaten sogar im Nahkampf trainiert. | | Das Ziel? „Sie gehen da hinüber, um sicherzustellen, dass die Russen danach hungrig sind, keine Munition mehr haben und die Wachablösung nicht kommt oder, um Landminen zu platzieren, Equipment zu sabotieren und Gefangene zu nehmen", sagt „Scooter". | | „Wir trainieren sie für einen statischen Abnutzungskrieg, in dem sich die Frontlinie sehr selten in signifikantem Ausmaß verschiebt", sagt der US-Ausbilder, der die Situation mit folgenden Worten auf den Punkt bringt: „Erster Weltkrieg mit Drohnen." | | Der Tagesspiegel im Überblick: Lernen Sie unsere Berichterstattung kennen – 6 Wochen lang für 1 €. Erhalten Sie Zugang zu sorgfältig recherchierten Inhalten, Reportagen und Analysen zu aktuellen Themen aus Berlin und der Welt. Monatlich stehen Ihnen über 1.000 exklusive Artikel zur Verfügung. 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Dies berichtet der „Spiegel" unter Verweis auf eine Notiz, die im Archiv des Auswärtigen Amts gefunden worden sein soll. Mehr dazu hier. | • | Nach einem Streit um die Unabhängigkeit der ukrainischen Antikorruptionsbehörden hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ein neues Gesetz unterzeichnet, das die Unabhängigkeit der beiden Antikorruptionsstellen wiederherstellen soll. Mehr dazu im Newsblog. | • | Ukrainische Antikorruptionsermittler sollen eine Razzia bei einem ehemals engen Berater von Präsident Selenskyj in Deutschland veranlasst haben. Nach Informationen des „Spiegel" durchsuchten bayerische Fahnder am 15. Juli ein Anwesen in Starnberg, dass Rostyslaw Schurma gehören soll. Hintergrund war ein Rechtshilfeersuchen des Nationalen Antikorruptionsbüros der Ukraine. Mehr dazu hier. | • | Der ukrainische Inlandsgeheimdienst verdächtigt spanischsprachige Freiwillige, die Internationale Legion der Armee des Landes infiltriert zu haben. So schreibt es das auf Geheimdienste spezialisierte Magazin „defensenews.com". Mexikaner und Kolumbianer haben sich demnach freiwillig gemeldet, speziell um den Umgang mit Drohnen zu lernen. Mehr dazu hier. | • | Bei den jüngsten Luftangriffen auf die Ukraine hat Russland offenbar erstmals eine neuartige düsengetriebene Variante der iranischen Shahed-Drohne eingesetzt. Das berichtete der Sprecher der ukrainischen Luftwaffe, Jurij Ihnat, der ukrainischen Nachrichtenagentur UNN am Donnerstag. Mehr dazu hier. | • | Bei russischen Angriffen auf Kiew sind in der Nacht zum Donnerstag nach ukrainischen Angaben mindestens sechs Menschen getötet worden. Unter den Toten sei ein sechsjähriger Junge, erklärte der Chef der Militärverwaltung der ukrainischen Hauptstadt, Tymur Tkatschenko. Mehr als 40 Menschen seien verletzt worden, wie Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko erklärte. | • | Die USA haben im UN-Sicherheitsrat auf eine Vereinbarung zum Ende des Krieges bis zum 8. August gedrängt. „Es ist Zeit für eine Einigung. Präsident Trump hat klargemacht, dass dies bis zum 8. August geschehen muss", sagt der US-Diplomat John Kelley vor dem Gremium. Die USA seien bereit, zusätzliche Maßnahmen zu ergreifen, um den Frieden zu sichern. | • | Angesichts des Drucks der US-Regierung und geringerer Preisabschläge haben indische Staatsraffinerien offenbar den Kauf von russischem Öl eingestellt. Vier Raffinerien hätten in der vergangenen Woche kein russisches Rohöl mehr nachgefragt, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag. Sie kauften nun Ersatzlieferungen auf den Spotmärkten, vor allem aus dem Nahen Osten. | • | Polens künftiger rechtskonservativer Präsident Karol Nawrocki hat erstmals mit dem ukrainischen Staatschef Selenskyj telefoniert. Dabei sagte Nawrocki dem von Russland angegriffenen Land weitere Unterstützung zu. | • | Mehr als 200 Kreml-Kritiker und frühere politische Gefangene haben den Besuch einer hochrangigen russischen Delegation in der Schweiz scharf verurteilt. Während Genf „Kriegsverbrecher" willkommen heiße, setze Russland seine Raketenangriffe auf ukrainische Städte fort, schreiben die Kritiker – unter ihnen der Exil-Oppositionelle Wladimir Kara-Mursa – in einem im Internet zugänglichen offenen Brief. | • | Deutschland muss sich aus Sicht der Menschenrechtsorganisation „Gesellschaft für bedrohte Völker" stärker für die Freilassung politischer Gefangener in Russland einsetzen. Mehr als 1500 Menschen seien dort wegen politischer Gründe in Haft, hieß es am Donnerstag. | | | | | Ein umstrittenes Korruptionsgesetz hat Wolodymyr Selenskyj wieder einkassiert. Das Problem: Es ist nicht das erste Mal, dass dem Ukrainer undemokratisches Verhalten vorgeworfen wird. | | |
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