Ein Newsletter zum Krieg in der Ukraine - direkt aus dem Tagesspiegel-Newsroom.
Liebe Leserinnen und Leser,
Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin soll beerdigt worden sein. Das jedenfalls teilte sein Pressedienst gestern mit. Der Armeegründer soll auf dem Friedhof Porochowskoje in St. Petersburg liegen. Nun stellt sich die Frage: Wie geht es für die Söldnertruppe ohne Prigoschin weiter? Berichten zufolge soll Prigoschin bereits vor seinem Tod Vorkehrungen getroffen haben. Falls die gesamte Wagner-Führung getötet wird, solle ein Wagner-Kämpfer, der auf den Rufnamen „Lotus“ hört, zu seinem Nachfolger werden. Wie der Wagner-nahe Telegram-Kanal „VChK-OGPU“ berichtet, soll Prigoschin Anweisungen für verschiedene Szenarien hinterlassen haben. Der neue Wagner-Chef soll demnach bereits kurz nach Prigoschins Beerdigung das Amt bekleiden. Hinter dem Namen „Lotus“ steckt Anton Yelizarov. Er soll an den Bewegungen der Gruppe in Weißrussland beteiligt gewesen sein und die Offensive in Soledar in der Ukraine angeführt. Prigoschin habe ihn hinterher zum „Eroberer von Soledar“ gekürt. Yelizarov soll ein ehemaliger Spezialeinheitsoffizier sein, der vor einigen Jahren wegen Dokumentenfälschung aus der Armee entlassen wurde und seit mindestens 2016 mit der Wagner-Gruppe in Verbindung steht. |
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- Bei einem russischen Luftangriff auf die ukrainische Hauptstadt Kiew sind nach Militärangaben mindestens zwei Menschen getötet worden. Drei weitere Menschen wurden nach Angaben von Militärverwaltungschef Serhij Popko bei dem Angriff am Mittwochmorgen im Stadtteil Schewtschenkiwskyj durch herabstürzende Trümmerteile verletzt. Nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe feuerten russische Streitkräfte in der Nacht insgesamt 44 Geschosse auf ukrainisches Gebiet ab. "28 Marschflugkörper und 15 Angriffs-UAVs (unbemannte Luftfahrzeuge) wurden zerstört", hieß es in einer Mitteilung. Laut Kiews Militärverwaltung handelt es sich um den "größten Raketen- und Drohnenbeschuss seit dem Frühling". Mehr dazu hier.
- Russland berichtet von größeren ukrainischen Drohnenangriffen im Westen des Landes. Insgesamt seien mindestens sechs Regionen betroffen gewesen, teilten Behörden am Mittwoch mit. Dabei wurden auf dem Flughafen der Stadt Pskow vier Transportflugzeuge vom Typ Il-76 beschädigt, wie die russische Nachrichtenagentur Tass unter Berufung auf Rettungskräfte meldete. Zwei Maschinen seien in Flammen aufgegangen. Mehr dazu hier.
- Russland räumt erstmals ein, dass der Absturz des Flugzeugs mit Wagner-Chef Jewgeny Prigoschin an Bord absichtlich herbeigeführt worden sein könnte. "Es ist offensichtlich, dass verschiedene Versionen in Erwägung gezogen werden, einschließlich der Version, Sie wissen, worüber wir sprechen, sagen wir mal, einer absichtlichen Grausamkeit", sagt Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow zu Journalisten.
- Russland sichert einen Teil seiner Brücke zur besetzten Schwarzmeer-Halbinsel Krim Satellitenbildern zufolge mit einer Barriere aus Schiffen. Die online veröffentlichten Fotos zeigen eine Kette aus sieben größeren Seefahrzeugen, die vor dem Brückenteil zwischen der Insel Tusla und dem russischen Festland verankert sind. Nach Einschätzungen von Beobachtern soll dies als Schutz vor möglichen ukrainischen Angriffen mit See-Drohnen dienen.
- Die Außenminister Russlands und der Türkei, Sergej Lawrow und Hakan Fidan, werden sich an diesem Donnerstag und Freitag in Moskau treffen. Dabei soll es auch um die Vorbereitung einer Begegnung der Staatschefs beider Länder gehen. Themen bei Fidans Arbeitsbesuch seien zudem die Konflikte in der Ukraine, in Syrien, in Libyen, im Kaukasus sowie die Zusammenarbeit beider Länder im Energiesektor, teilte das Außenministerium in Moskau am Mittwoch mit. Auch das türkische Außenministerium kündigte die Reise Fidans an.
- Zum Schutz der Schülerinnen und Schüler vor russischen Raketen haben die Behörden in der nordostukrainischen Großstadt Charkiw Dutzende unterirdische Klassenräume in U-Bahnhöfen eingerichtet. Nach Angaben von Bürgermeister Ihor Terechow wurden mit Blick auf den Schulbeginn im September 60 solcher Räume geschaffen, in denen insgesamt mehr als 1000 Kinder in Präsenz am Unterricht teilnehmen können.
- Zahlreiche Urteile gegen Deserteure zeigen nach britischer Einschätzung eine schlechte Moral der russischen Armee im Krieg gegen die Ukraine. „Die Verweigerung zu kämpfen, spiegelt wahrscheinlich den Mangel an Ausbildung und Motivation sowie die hohen Stresssituationen wider, mit denen die russischen Streitkräfte entlang der gesamten Front in der Ukraine konfrontiert sind“, teilte das britische Verteidigungsministerium am Mittwoch mit. Die Behörde verwies auf einen Bericht des unabhängigen russischen Internetportals „Mediazona“ vom 18. Juli, dem zufolge jede Woche etwa 100 Soldaten wegen Fahnenflucht verurteilt würden.
- Das EU-Programm zur Lieferung von einer Million Artilleriegeschossen an die Ukraine kommt offensichtlich nur langsam voran. Nach Angaben des estnischen Verteidigungsministers Hanno Pevkur gab es zuletzt nur Zusagen für etwa 226.000 Geschosse. Es müsse noch viel getan werden, mahnte er am Mittwoch am Rande eines EU-Verteidigungsministertreffens im spanischen Toledo. Dabei gelte es, alle Optionen in Erwägung zu ziehen. Neben der Erhöhung von Produktionskapazitäten seien dies auch die Aufbereitung alter Geschosse und der Einkauf von Munition in Drittstaaten. Den Angaben Pevkurs zufolge verschießt die Ukraine derzeit etwa 6000 Geschosse pro Tag, während Russland an Spitzentagen auf 60.000 bis 70.000 kommt. Ein Vorteil der westlichen Munition sei, dass sie präziser und deswegen hilfreicher sei, sagte er.
- Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban ist davon überzeugt, dass nur die Rückkehr des ehemaligen Präsidenten Donald Trump an die Spitze der USA den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine beenden könne. Das sagte Orban in einem Interview mit dem früheren Fox-News-Moderator Tucker Carlson. Auf die Frage Carlsons, was sein nächster Zug wäre, wenn er der Nato-Chef oder US-Präsident Joe Biden wäre, sagte Orban: „Frieden. Sofort. Und Trump zurückholen, das ist der einzige Ausweg.“
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Ihre Julia Bernewasser Redakteurin Newsroom |
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