Ein Newsletter zum Krieg in der Ukraine - direkt aus dem Tagesspiegel-Newsroom.
EU einigt sich auf Ukraine-Kredit ohne russisches Vermögen, Ukraine trifft Tanker der russischen „Schattenflotte", Estland beginnt mit Bunker-Bau an russischer Grenze. Der Überblick am Abend.
Liebe Leserinnen und Leser, | | fast vier Jahre nach Beginn des russischen Angriffskriegs sind die Auswirkungen auf die nationale Wirtschaft der Ukraine verheerend. Das ukrainische BIP werde in diesem Jahr voraussichtlich um etwa ein Fünftel niedriger ausfallen als 2021, schreibt die „Financial Times". Viele Unternehmen sind in die USA oder ruhigere Teile Europas gezogen, anstatt sich in einem Land im Krieg um Risikokapital zu bemühen. Doch ein Sektor erlebt gerade einen überraschenden Boom: die erneuerbaren Energien. | | Die Investitionen in die Stromspeicherung auf Netzebene sind in der Ukraine dem Bericht zufolge im letzten Jahr von zuvor vernachlässigbaren Niveaus sprunghaft angestiegen. Was wichtig ist für die nationalen Bemühungen zum Aufbau eines gegen Angriffe widerstandsfähigeren Netzes. | | Russische Luftangriffe oder Besetzungen haben inzwischen den Großteil der ukrainischen Kohle-, Gas- und Kernkraftwerke lahmgelegt, die vor dem Konflikt den größten Teil der Energie des Landes lieferten. Im Gegensatz dazu ist die Solarenergiekapazität – die weit weniger anfällig für Raketenangriffe ist als sperrige Wärmekraftwerke – laut „Financial Times" weiter gewachsen. | | Einige ukrainische Batterieanlagen würden mit ungewöhnlicher Geschwindigkeit entwickelt, schreibt die „Financial Times". Ein Beispiel dafür sei ein 200-Megawatt-Batterieprojekt, das im September in Betrieb genommen wurde. Dieses Projekt wurde dem Bericht zufolge in sechs Monaten fertiggestellt, während die Installationszeit für Anlagen ähnlicher Größe in der Regel zwei Jahre betrage. | | Die ukrainische Regierung strebe ein sogar noch schnelleres Wachstum im Bereich der Speicherung an, verbunden mit dem übergeordneten Ziel, den Verbrauch erneuerbarer Energien im Land bis 2030 gegenüber dem Stand von 2023 zu verdoppeln. | | Der Bedarf an Netzspeichern in der Ukraine werde weiter steigen, sagt Sergii Shakalov, Geschäftsführer der Kness Group, zur „Financial Times". Erneuerbare Energiequellen würden zwar zeitweise schwanken, seien aber sicherer gegen Angriffe. „Russland greift unsere Gassysteme immer wieder an", sagt Shakalov. „Aber Russland kann weder den Wind noch die Sonne aufhalten." | | Liebe Leserinnen und Leser, mit diesem Update informieren wir Sie ein letztes Mal in diesem Jahr über die neuesten Geschehnisse im Ukraine-Krieg. Wir legen eine kurze Pause ein und melden uns an dieser Stelle am 5. Januar wieder. Wir wünschen Ihnen erholsame Feiertage und einen guten Start ins neue Jahr! | | Die wichtigsten Nachrichten des Tages | | | • | Die Staats- und Regierungschefs der EU-Länder haben sich im Ringen um die künftige Finanzierung der Ukraine auf einen Kompromiss verständigt. Wie Bundeskanzler Friedrich Merz nach dem EU-Gipfel in Brüssel ankündigte, erhält die Ukraine von der EU einen zinslosen Kredit über 90 Milliarden Euro. Falls Russland für Kriegsschäden keine Entschädigung leistet, sollen in der EU eingefrorene russische Vermögenswerte für die Rückzahlung herangezogen werden. Mehr dazu hier. | | • | Russland feiert den EU-Kompromiss, dass das eingefrorene russische Vermögen zunächst nicht zur Finanzierung der Ukraine herangezogen wird. „Recht und Vernunft" hätten gesiegt, erklärte Putins Sondergesandter Kirill Dmitriew auf X. – und ätzte gegen die europäischen Länder. Mehr dazu hier. | | • | US-Präsident Donald Trump hat am Donnerstag (Ortszeit) das Gesetz zum jährlichen Verteidigungshaushalt unterzeichnet, obwohl es neue Hilfen für die Ukraine vorsieht und seine Möglichkeiten zur Reduzierung von US-Truppen in Europa einschränkt. Mehr dazu hier. | | • | Der ukrainische Geheimdienst SBU hat nach eigenen Angaben erstmals einen Tanker der sogenannten russischen „Schattenflotte" in neutralen Gewässern des Mittelmeers angegriffen. Demnach wurde die „Qendil" durch Drohnen stark beschädigt und ist nicht mehr einsatzfähig. Mehr dazu im Newsblog. | | • | An der Nato-Grenze zu Russland im Baltikum hat der Bau einer fast 1000 Kilometer langen Verteidigungslinie begonnen. Bunker, Drachenzähne und Stacheldraht sollen eine etwaige Invasion aufhalten. Mehr dazu hier. | | • | Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat vor einem russischen Angriff auf Polen im Fall eines Sieges Russlands über die Ukraine gewarnt. „Ohne unsere Unabhängigkeit wird Moskau unweigerlich nach Polen und tiefer nach Europa vordringen", sagte Selenskyj am Freitag während seines Besuchs in Warschau. | | • | Bundeskanzler Merz schickt seinen Ukraine-Unterhändler Günter Sautter zu den für das Wochenende geplanten Gesprächen zwischen den USA und Russland über eine Friedenslösung nach Florida. Das berichtet die Deutsche Presse-Agentur. Demnach ist aber unklar, ob und in welchem Format der außenpolitische Berater des Kanzlers an den Gesprächen teilnimmt. | | • | Die russischen Streitkräfte haben einem ukrainischen Bericht zufolge damit begonnen, das Satellitensystem Starlink auf Drohnen des Typs „Molnija" sowie auf einzelnen gepanzerten Fahrzeugen einzusetzen. Es handele sich um eine serielle Nutzung, berichtete das ukrainische Medium NV. | | • | Im schwer umkämpften Kupjansk in der Region Charkiw haben die ukrainischen Streitkräfte bei ihren Gegenangriffen eigenen Angaben zufolge einen Verteidigungsriegel der russischen Truppen durchbrochen. Das teilte ein ukrainischer Soldat in seinem Telegram-Kanal mit. Demnach rücken die ukrainischen Einheiten in verschiedenen Bereichen der Stadt vor. | | • | Die Ukraine hat die Leichen von 1003 Soldaten von Russland zurückerhalten. Das teilten der ukrainische Stab für Kriegsgefangenenbelange und der russische Chefunterhändler Wladimir Medinski mit. Medinski zufolge erhielt die russische Seite im Gegenzug die Überreste von 26 russischen Soldaten. | | • | Nach Angaben des Gouverneurs der ukrainischen Region Odessa ist eine Frau bei einem russischen Drohnenangriff getötet worden. Sie habe in ihrem Auto eine Brücke südwestlich der Stadt Odessa überquert. Ihre drei Kinder seien bei dem Vorfall verletzt worden, schreibt Kiper auf Telegram. | | | | | | | | Vehement setzte sich der Kanzler für die direkte Nutzung russischer Vermögen in der EU und für den Freihandels-Deal mit Südamerika ein. Die EU aber verwässert und verschiebt die Vorhaben. | | | | | | | Ausgewählte Journalisten und Bürger konnten Kremlchef Putin an diesem Freitag wieder ihre Fragen stellen. Für ihn ist die Show ein Forum zur Selbstdarstellung – und zur Rechtfertigung des Ukraine-Kriegs. | | | | | | | Dem Moskauer Außenministerium zufolge sind Europas Städte „in Dunkelheit versunken". Russische Auswanderer reagieren prompt und posten online Videos von hell erleuchteten Weihnachtsmärkten. | | |
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