Ein Newsletter zum Krieg in der Ukraine - direkt aus dem Tagesspiegel-Newsroom.
Liebe Leserinnen und Leser, | | Granatsplitter stellen eine der größten Gefahren für ukrainische Soldaten auf dem Schlachtfeld dar – vor allem durch die zunehmende Verbreitung von Drohnen. Ein Kommandeur hat nun einen gepanzerten Kampfanzug entwickelt, der Soldaten vor Drohnenangriffen schützen soll. Das berichtet die britische Zeitung „Telegraph" (Quelle hier). | | Major Oleh Schyriajew, der kürzlich mit dem höchsten militärischen Ehrentitel „Held der Ukraine" ausgezeichnet wurde, erklärte dem „Telegraph", er habe den Anzug so entworfen, dass er Granatsplitter abfangen kann. | | Der Anzug besteht aus einer Kombination von Kevlar – einer hitzebeständigen Kunstfaser, die ursprünglich als Stahlersatz in Rennreifen verwendet wurde – und weiteren Materialien. Zwar bietet Kevlar keinen so hohen Schutz vor Kugeln wie die in herkömmlichen Schutzwesten verwendeten Keramikplatten, doch ist es deutlich leichter und schützt zuverlässig vor Splittern. | | Major Schyriajew erklärte, dass seine Erfahrungen im Drohnenkrieg ihn zur Entwicklung des Anzugs inspiriert hätten. „Wenn ein gegnerisches Fluggerät eine Granate oder einen Sprengsatz abwirft, der Soldaten trifft, fliegen Splitter und Partikel mit unterschiedlichem Gewicht und Geschwindigkeiten durch die Luft", sagte er dem „Telegraph". | | Ziel sei es, ergänzend zu kugelsicheren Westen und Helmen einen sogenannten „gepanzerten Stoff" zu entwickeln, der Schrapnelle bestimmter Größen zuverlässig abwehrt. Auch schusssichere Sohlen für das Schuhwerk würden derzeit erprobt. | | Schyriajew betonte gegenüber dem „Telegraph", dass trotz der Überlegenheit moderner Drohnentechnologie der einfache Infanterist weiterhin der Schlüssel zum Sieg bleibe. Zwar könnten Drohnen ein Gebiet effektiver überwachen. Aber: „Eine Drohne kann einen Soldaten niemals ersetzen. Es ist der Soldat, der sie steuert, der Entscheidungen trifft, der das Feuer eröffnet – und es ist der Soldat, der mit dem menschlichen Auge Beobachtungen macht." | | Die wichtigsten Nachrichten des Tages | | • | Die russischen Streitkräfte haben ihren Vormarsch in der Ukraine beschleunigt und im Juni die größten Gebietsgewinne seit November erzielt. Wie eine Analyse der Nachrichtenagentur AFP von Daten des in den USA ansässigen Instituts für Kriegsstudien (ISW) ergab, brachte Russland im Juni 588 Quadratkilometer ukrainisches Gebiet unter seine Kontrolle. Mehr hier. | • | Der Kreml hat den Vorwurf einer Verzögerungstaktik bei den Gesprächen über eine Beendigung des Ukrainekriegs zurückgewiesen. Russland sei daran interessiert, seine Ziele auf diplomatischem Wege zu erreichen, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Mehr hier. | • | Außenminister Johann Wadephul hat in einer Geheimaktion die ukrainische Hafenstadt Odessa besucht. Wegen anhaltend schwerer Raketen- und Drohnenangriffe auch im Süden des Landes fuhr der CDU-Politiker aus Sicherheitsgründen nur mit einem kleinen Teil seiner Delegation in einem Autokonvoi gut fünf Stunden lang aus Kiew kommend in die Stadt am Schwarzen Meer. Mehr im Newsblog. | • | Deutschland hat mit der Finanzierung weitreichender Waffensysteme für die Verteidigung der Ukraine begonnen. Nach einem Bericht der „Welt" wurde ein erster Vertrag unterzeichnet, um den Bau von mehr als 500 Langstreckendrohnen vom Typ Antonow-196 zu bezahlen. | • | Einige der im Rahmen der jüngsten Gefangenenaustausche freigelassenen Russen müssen offenbar an die Front zurückkehren, ohne Rehabilitation oder Urlaub. Dies geht aus einer Untersuchung des russischen Magazins „The Insider" hervor. | • | Bei einem ukrainischen Angriff auf die für ihre Rüstungsindustrie bekannte russische Großstadt Ischewsk hat es nach Behördenangaben Tote und Verletzte gegeben. Unter den Verletzten seien auch schwere Fälle, sagte der Gouverneur der russischen Teilrepublik Udmurtien, Alexander Bretschalow. | • | In der Nacht zum 1. Juli kam es in den russisch besetzten Städten Donezk und Luhansk zu einer Reihe von Explosionen. Lokale Telegram-Kanäle veröffentlichen Videos von Bränden und Zerstörungen. | • | Russland hat nach Angaben der Besatzungsbehörden die ostukrainische Region Luhansk vollständig erobert. Der Bericht über die vollständige Eroberung sei vor zwei Tagen gekommen, sagte der von Moskau eingesetzte Statthalter der Region, Leonid Passetschnik, im russischen Staatsfernsehen. | • | Dutzende aus Russland deportierte Ukrainer werden einer Nichtregierungsorganisation zufolge an der Grenze zu Georgien unter unmenschlichen Bedingungen festgehalten. Mindestens 56 Ukrainer, die Mehrzahl von ihnen ehemalige Häftlinge, seien nahe des Grenzübergangs Dariali in einem Keller eingesperrt, teilte die NGO Volunteers Tbilisi (Tiflis-Freiwillige) am Montag mit. | | | | | Die ukrainische Luftabwehr gerät offenbar ins Wanken: Russland eskaliert die Angriffe, während die US-Lieferungen ins Stocken geraten. Können Kiews Drohnen fehlende Raketen ersetzen? | | |
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