Ein Newsletter zum Krieg in der Ukraine - direkt aus dem Tagesspiegel-Newsroom.
Kiews Drohnen werden für Russlands Wirtschaft zum Problem und Einladung des russischen Botschafters durch Brandenburger BSW führt zu diplomatischen Verwicklungen.
Liebe Leserinnen und Leser, | | angesichts der vielen Drohnensichtungen in den letzten Wochen sind sich der dänische Geheimdienst, Markus Söder und Friedrich Merz einig: Russland führt einen hybriden Krieg gegen Europa. | | Doch was bezweckt Moskau mit diesem Krieg? Die britische Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) ordnet die zahlreichen offenen und verdeckten Angriffe gegen Nato-Staaten in diesem Herbst als Teil einer Strategie ein. Russland habe, so das ISW, die erste Vorbereitungsphase für einen möglichen Krieg gegen die Nato begonnen – die sogenannte Phase 0, in der es vor allem um psychologische und Informationskriegsführung gehe. | | Das ISW nennt ein Beispiel: Am 6. Oktober habe der russische Auslandsgeheimdienst behauptet, Großbritannien plane einen „False-Flag-Angriff" auf ein ukrainisches Kriegsschiff in einem europäischen Hafen, für den Russland verantwortlich gemacht werden solle. Ähnliche Anschuldigungen von False-Flag-Aktionen habe es in den letzten Wochen gegen Polen, Moldawien und Serbien gegeben. | | Mit diesen und anderen Angriffen gegen Europa – GPS-Jamming, Drohnen, Sabotage, Brandstiftung – verfolge Moskau verschiedene Ziele. Einerseits wolle man Angst in der europäischen Bevölkerung schüren und den Zusammenhalt der Nato untergraben, um die Unterstützung für die Ukraine zu schwächen. Andererseits wolle Moskau Europa dazu bewegen, aus Angst vor weiteren russischen Angriffe seine Verteidigung nicht weiter auszubauen. | | So besorgniserregend sich diese Einschätzung lesen mag, stellt das ISW auch klar, dass es derzeit keine Anzeichen dafür erkennen konnte, dass sich Russland auf einen kurz bevorstehenden Konflikt mit der Nato vorbereitet. Aber: Mit seinen Aktivitäten schaffe der Kreml die Bedingungen, „um eine mögliche künftige russische Aggression gegen die Nato zu rechtfertigen und die Unterstützung der Öffentlichkeit dafür zu gewinnen". | | Der Tagesspiegel im Überblick: Lernen Sie unsere Berichterstattung kennen – 6 Wochen lang für 1 €. Erhalten Sie Zugang zu sorgfältig recherchierten Inhalten, Reportagen und Analysen zu aktuellen Themen aus Berlin und der Welt. Monatlich stehen Ihnen über 1.000 exklusive Artikel zur Verfügung. Jetzt im Probe-Abo entdecken | | | | Die wichtigsten Nachrichten des Tages | | • | Drohnen haben nach russischen Angaben die ölreiche Region Tjumen in Westsibirien angegriffen. Drei Drohnen seien auf dem Gelände eines Unternehmens in der Gebietshauptstadt Tjumen entdeckt und unschädlich gemacht worden, teilte die Regionalverwaltung am Montag via Telegram mit. Mehr hier. | • | Die Einladung des russischen Botschafters ins Brandenburger Landesparlament, die die BSW-Regierungsfraktion gegen die Empfehlungen des Auswärtigen Amtes vorgenommen hat, sorgt für diplomatische Verwicklungen. „Die Botschaft der Ukraine verurteilt entschieden die Absicht, den russischen Botschafter zur Ausstellung ,Krieg und Frieden' im Brandenburger Landtag einzuladen", erklärte die Vertretung am Dienstag. Mehr hier. | • | Nach Angaben des ukrainischen Verteidigungsministeriums hat die Ukraine erstmals die Leitung und Koordination einer Nato-Übung übernommen. Demnach haben die Seestreitkräfte bei dem in Portugal stattfindenden Manöver „REPMUS/Dynamic Messenger 25" das Kommando über den hypothetischen Gegner „OPFOR" übernommen, um „die Fähigkeiten von zwei Dutzend Nato-Mitgliedsstaaten zu testen." Mehr im Newsblog. | • | US-Präsident Donald Trump hat nach eigenen Angaben zur Lieferung von Langstreckenmarschflugkörpern an die Ukraine „eine Art Entscheidung getroffen". Auf Fragen von Reportern zur Lieferung von Tomahawk-Marschflugkörpern mit einer Reichweite von 2500 Kilometern antwortete Trump im Weißen Haus: „Ich möchte wissen, was sie mit den Tomahawks machen. Wohin schicken sie sie? Ich denke, diese Frage muss ich stellen." | • | Die EU-Länder steuern offenbar auf eine Einigung zur Beschränkung der Bewegungsfreiheit russischer Diplomaten innerhalb der Staatengemeinschaft zu. Dem Vorschlag des diplomatischen Dienstes der EU zufolge müssten russische Diplomaten ihre Reisen in andere Mitgliedstaaten der Europäischen Union künftig anmelden. | • | Mit gezielten Angriffen auf ukrainische Energieanlagen und die Eisenbahninfrastruktur versucht Russland offenbar, die Wärmeversorgung während der Heizsaison zu sabotieren. Das berichtet der stellvertretende Premierminister der Ukraine, Oleksij Kuleba. | • | Ukrainische Soldaten der 141. separaten mechanisierten Brigade sollen das Dorf Sitschnewe in der Oblast Dnipropetrowsk von den russischen Besatzungstruppen befreit haben. Das berichteten die Bodentruppen der ukrainischen Streitkräfte. | • | Nach einem ukrainischen Drohnenangriff auf ein russisches Öl-Depotlager in Feodossija soll das Öltankterminal den zweiten Tag in Folge in Flammen stehen. Das berichtet der ukrainische Telegram-Kanal „Krymskyj Witer" unter Berufung auf Satellitenaufnahmen. | • | Am vergangenen Sonntag hat der ukrainische Offizier und Drohnen-Spezialist Jurij Kassjanow auf dem Unabhängigkeitsplatz in Kiew demonstriert. Er protestierte gegen die Entscheidung, seine Angriffsdrohnen-Einheit aufzulösen, schrieb er auf Facebook. | • | Für die militärische und finanzielle Unterstützung der Ukraine wird in den kommenden zwei Jahren voraussichtlich ein dreistelliger Milliardenbetrag benötigt. Wie ein EU-Beamter in Brüssel sagte, schätzt der Internationale Währungsfonds (IWF) den Bedarf an Haushaltshilfen für das Funktionieren des Staates 2026 und 2027 auf 60 Milliarden US-Dollar (51 Mrd. Euro). | | | | | Ukrainische Angriffe auf russische Ölraffinerien wirken sich immer deutlicher auf die russische Wirtschaft aus. Was das für den Kriegsverlauf bedeuten kann. | | | | Wie können Drohnen künftig effektiv abgewehrt werden? Ein Experte für kritische Infrastruktur und der Geschäftsführer eines Drohnenabwehr-Unternehmens kommen zu ähnlichen Schlüssen. | | | | Mit ihren jüngsten Äußerungen zu Russlands Krieg provoziert Angela Merkel Balten. Das Gebaren der Altbundeskanzlerin ist nicht nur undiplomatisch. Es ist stillos. | | |
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