„Kein-Bock-Club“ + Laura Freigangs Coming Out + Ocean Vuong
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Liebe Leser*innen, Gerade hat der Regierende Bürgermeister Persönlichkeiten mit dem Verdienstorden des Landes Berlin geehrt. Darunter drei, die in der Community bekannt sein dürften: der Musiker und Theaterintendant Peter Plate (Rosenstolz, Theater des Westens, Kudamm 56/59), die Naturwissenschaftlerin Almut Ilsen (gründete in der DDR die Gruppe Frauen für den Frieden) und der Lehrer Detlef Mücke, der sich sein Leben lang für queere Lehrkräfte und Schüler*innen einsetzte. Eine völlig verdiente Auszeichnung! Im Fall von Mücke hat sie allerdings einen bitteren Beigeschmack. Denn gleichzeitig droht queeren Bildungsprojekten in Berlin das Aus, weil der Senat das Geld streichen will. Mückes Lebenswerk ist akut bedroht. „Noch mehr würde ich mich über die Auszeichnung freuen, wenn die beabsichtigten Kürzungen zurückgenommen werden“, erklärte Mücke. Mein Kollege Dominik Mai kommentiert die Senatspläne so: Sollte sich Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch nicht zu den Aufklärungsprojekten bekennen, „verliert die gesamte Koalition, die sich in ihrem Koalitionsvertrag dazu verpflichtet hat, mehr gegen Queerfeindlichkeit zu tun, an Glaubwürdigkeit“. Den ganzen Kommentar lest Ihr hier (T+). Und jetzt noch in eigener Sache: Der Tagesspiegel ist gerade 80 geworden! Ihr könnt mit unserem Geburtstagsangebot mitfeiern: Der Tagesspiegel 8 Wochen lang für 0 € – inklusive aller Texte auf tagesspiegel.de und dem E-Paper, unserer digitalen Zeitung, darunter auch noch mehr queere Themen. Hier geht es mit einem Klick zum kostenlosen Probe-Abo. |
Tilmann Warnecke ist beim Tagesspiegel verantwortlicher Redakteur für den Queerspiegel und arbeitet zudem im Ressort Wissen & Forschen. |
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NAMEN & NEUES |
Bundesrat fordert Schutz sexueller Orientierung im Grundgesetz. Die Bundesländer wollen den Schutz vor Diskriminierung wegen sexueller Identität im Grundgesetz verankern. Eine entsprechende eigene Gesetzesinitiative will der Bundesrat nun in den Bundestag einbringen, wie die Länderkammer am Freitag beschloss. Eingebracht hatte die Initiative das Land Berlin. Die Älteren unter uns erinnern sich, dass der Regierende Kai Wegner einmal von der CSD-Eröffnung ausgeschlossen wurde, weil er mit der Initiative erst nicht zu Potte kam. Etwas pikant: Auch die CDU-geführten NRW und Schleswig-Holstein schlossen sich letztendlich der Initiative an, was man als kleine Breitseite gegen CDU-Chef und Bundeskanzler Merz verstehen kann. Im Bundestag bräuchte die Grundgesetzänderung jetzt eine Zweidrittelmehrheit. Es müssten neben SPD, Grüne und Linke also auch viele Unionsabgeordnete zustimmen, was bislang als wenig wahrscheinlich gilt. Andererseits: Will die Union hier wirklich mit der AfD den Vorstoß ablehnen? Es bleibt spannend. Warum beantragen wenige Opfer des Paragrafen 175 Entschädigung? Es war 2017 ein überfälliger Akt: Die Bundesrepublik beschloss die Rehabilitierung der Opfer des Paragrafen 175. Den Opfern steht seitdem eine Entschädigung zu. Damals wurde mit Tausenden Anträgen gerechnet, doch bisher sind erst 361 eingegangen. Warum ist das so? Mein Kollege Steven Meyer hat mit Wolfram gesprochen. Dieser ist heute 75, kam in den 1960ern ins Gefängnis, nur weil er Sex mit Männern hatte. Wolframs Geschichte hat mich sehr berührt: Das Unrecht, das ihm wegen seines Schwulseins angetan wurde, und ebenso seine Begründung, warum er die Entschädigung ablehnt. Lesen könnt Ihr das hier (T+). Ulf Fink gestorben. Fink war in den 1980ern Berliner Gesundheitssenator und später Bundestagsabgeordnete der CDU. Bekannt wurde er vor allem durch seine damals sehr fortschrittliche HIV/Aids-Politik, indem er staatliche Informations- und Beratungszentren förderte – gerade für einen CDU-Politiker alles andere als selbstverständlich. So würdigte ihn jetzt auch der Verein „Mann-O-Meter“: „Viele unserer Projekte - von der anonymen Test- und Beratungsarbeit bis hin zu niedrigschwelligen Begegnungsangeboten - wären ohne seine Unterstützung in dieser Form nicht denkbar.“ Finks Einsatz für die gesundheitliche Aufklärung, die HIV-Prävention und die psychosoziale Beratung schwuler und bisexueller Männer sei „von unschätzbarem Wert“ gewesen. Fink wurde 82 Jahre alt. |
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KURZMELDUNGEN |
Die „Siegessäule“ wird Genossenschaft. Das Stadtmagazin organisiert sich neu, um „auch morgen noch Haltung zeigen zu können, unabhängiger von Klickzahlen, Anzeigen oder politischem Gegenwind“, wie es heißt. 500 Genoss*innen sollen bis Ende des Jahres gewonnen werden, die einmalig 500 Euro zahlen. Wie geht's weiter mit dem insolventen Schwuz? Das ist noch völlig unklar. Der Verein des Schwuz hat jetzt aber seine Spendenkampagne verlängert. Neues Ziel sind 120.000 Euro. Zusammengekommen sind bisher knapp 45.000. So viele CSDs in Brandenburg wie nie. 16 gab es dieses Jahr, trotz rechtsextremer Gegenproteste und teils gewalttätiger Angriffe. Der letzte CSD war am vergangenen Wochenende in Oranienburg, wie der ablief, hat mein Kollege Dominik Lenze beobachtet. Änderung des Geschlechtseintrags fast immer dauerhaft. Das zeigt eine nationale Kohortenstudie aus Schweden, die im US-Fachmagazin „Jamanetwork open“ veröffentlicht wurde. Nur in 21 von fast 2.500 Fällen kam es demnach zu einer erneuten Änderung zurück zum bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht. |
POLIZEI |
Das schwule Anti-Gewalt-Projekt „Maneo“ in Berlin-Schöneberg ist attackiert worden. Wie die Polizei mitteilte, wurde eine Fensterscheibe in der Bülowstraße mit einem Stein beschädigt. Eine Zeugin hatte die Polizei gerufen, nachdem sie ein Klirren gehört hatte und drei Personen wegrennen sah. Der Polizeiliche Staatsschutz beim Landeskriminalamt übernahm die Ermittlungen. Für Betroffene homo- und transfeindlicher Übergriffe gibt es in Berlin mehrere Ansprechpartner*innen: Beim Landeskriminalamt Berlin, bei der Berliner Staatsanwaltschaft, sowie bei den Beratungsstellen LesMigras, Maneo, L-Support und TIN*-Antigewaltberatung. |
LESEEMPFEHLUNGEN MIT T+ |
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![]() Porno-Paar „Die Overdicks“: „Wir haben nie Sex für OnlyFans, sondern mit“ |
Michael und Tim Overdick zeigen ihre Liebe vor der Kamera. Was als Nervenkitzel begann, ist zum Statement geworden. Über Vertrauen, Intimität und das ganz normale Pärchenleben. |
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TERMINE |
+++ 2.10., 20 Uhr, Sigrid Grajek: Claire Waldoff - Ich will aber gerade vom Leben singen... Musikkabarett, BKA-Theater, Mehringdamm 34, Kreuzberg. +++ 2.10., 20.30 Uhr, Buchvorstellung: beziehungs_weise Lesben - Ina Rosenthal, Buchhandlung Prinz Eisenherz, Motzstr. 23, Schöneberg, Eintritt 5 Euro +++ 3.10., 19 Uhr, Wiedereröffnung Große Freiheit 114, Boxhagener Str. 114, Friedrichshain. +++ 3.10., 19 Uhr, Dyketopia, Party mit Queer Market, Live Dating Show und Auftritt der Magic Dykes, DJs Cleo, XD Erica, Crustasex u.a., Oxi, Wiesenweg 1-4, Lichtenberg. +++ 3.10. 19 Uhr, L*OST DDR Luise Schröder: Strömungen in Bewegung, Eine künstlerische Auseinandersetzung mit der unabhängigen Frauen*- und Lesbenbewegung in der DDR, Buchvorstellung, Sonntags-Club, Greifenhagener Str. 28, Prenzlauer Berg. +++ 4.10., 20 Uhr, Sind Penisse real?, Lesung mit Hugo Tepest und Gespräch mit Duygu Ağal & Paolina Wandruzska, Alte Feuerwache am Flughafen Tempelhof. +++ 4.10., 20 Uhr, Strawberry Kaeyk, Konzert, AHA Berlin e.V., Monumentenstr. 13, Schöneberg. +++ 5.10., 17 Uhr Gaywiesn mit DJ Monique, Spreewiesen, Straße der Pariser Kommune 2, Friedrichshain. +++ 9.10., 20 Uhr, Jacky-Oh Weinhaus & Jurassica Parka: Süß und Deftig, Talkgäst*innen: Nyke Slawik & Marlon Kumar, BKA-Theater, Mehringdamm 34, Kreuzberg. +++ 10./11.10., 20 Uhr, Männerminne & Gastchor, Konzerte, Ufa Fabrik, Viktoriastr. 10-18, Tempelhof. +++ 10./11.10., 20 Uhr, DRAGHAUS OST: König Opera, Spooky Opera des Drag King Ensemble, Pappelallee 15, Prenzlauer Berg. +++ 10.10., 23 Uhr, Furiosa, Party mit Latin Pop, international Pop, Reggaeton, Schwuz, Rollbergstr. 26, Neukölln. +++ 11.10., 12-17 Uhr, 4. Queere Herbstfest Treptow-Köpenick, mit Live Acts (LIN, Theresa Zanon und Suli Puschban). HTW Berlin Campus, Wilhelminenhof Gebäude H, Wilhelminenhofstraße 75, Oberschöneweide. +++ 11.10., 17 Uhr, Butch*Walk im Atelier Z10, Zossener Straße 10, Kreuzberg. |
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TIPP |
Diesmal geht's hier kulinarisch zu: Lecker ist die aktuelle Karte im „Hoven“ (die Gerichte wechseln monatlich). Ich war kürzlich als Testesser in das queere Restaurant in Neukölln eingeladen, aber nicht nur deswegen hat es geschmeckt. Auswahl gibt’s reichlich für Veganer genauso wie für Fleischesser. Von den Vorspeisen hat mich am meisten das Brokkoli-Popcorn (mit sehr pikanter Sauce) überzeugt und von den Hauptgerichten neben dem Rotkohl-Feta-Salat ausgerechnet das Hühnerfrikassee – sonst nicht so mein Fall, aber hier ein Klassiker, der in eigener Interpretation deutlich gewinnt. Ein dickes Lob gab's auch von meiner Begleitung. Die war vorab vom Hoven nicht so überzeugt, empfiehlt jetzt aber auch: Essen gehen! (Das Hoven, täglich 9 bis 22 Uhr 30, Pflügerstr. 19, Karte hier.) |
SPORT |
„Dass öffentlich wurde, dass ich eine Freundin habe, war ein Versehen“: Das hat Fußball-Nationalspielerin Laura Freigang (Eintracht Frankfurt) im Tagesspiegel erzählt. Vor einigen Wochen war ein Video von Freigang und ihrer Freundin auf TikTok viral gegangen. Jetzt hat Freigang zusammen mit Margarita Gidion von Viktoria Berlin meiner Kollegin Charlotte Bruch ein großes Interview gegeben, in dem sie erstmals über eben jenes ungeplante Coming Out und dessen Folgen spricht. Weitere Themen: Freundschaft unter Fußballerinnen und der nur von Frauen geführte Verein Viktoria. Das ganze Gespräch lest Ihr hier (T +). |
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Euer Tilmann Warnecke |
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