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+ Die klaffenden Lücken in der europäischen Luftabwehr + In Russland häufen sich Bahnunglücke + Wie Polen an der Grenze die russische Bedrohung sehen +

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Liebe Leserinnen und Leser,

kann sich die Nato gegen russische Luftangriffe verteidigen? Mit dieser drängenden Frage beschäftigt sich das britische Magazin „The Economist" in einer ausführlichen Analyse. Fazit: Auf den ersten Blick wirkt Europas Schutzschild beeindruckend, in Wirklichkeit hat er jedoch große Lücken.

Dieser Schutzschild besteht aus drei Komponenten, schreibt „The Economist". Die erste Komponente sei dafür verantwortlich, Bedrohungen ausfindig zu machen und bestehe hauptsächlich aus 14 fliegenden Radarsystemen oder AWACS, die in Geilenkirchen stationiert sind und russische Jets, Drohnen und Raketen über der Ukraine beobachten.

Die zweite Komponente sind Kampfflugzeuge, die die NATO-Partner in Osteuropa einsetzen. So bewachen Italien, Spanien und Ungarn derzeit das Baltikum, während die Niederlande und Norwegen über Polen patrouillieren. Diese Jets können den Luftraum per Radar überwachen, russische Flugzeuge eskortieren und Drohnen abschießen.

Die dritte Komponente besteht aus Boden-Luft-Abwehrsystemen wie den Patriots, die Deutschland nach Polen geschickt hat und mit denen am 10. September die russischen Drohnen abgeschossen wurden. Die drei Komponenten werden über das Allied Air Command der NATO in Ramstein koordiniert.

Doch was auf dem Papier gut aussehe, zeige in Wahrheit Schwächen, schreibt „The Economist". Ein Problem sei, dass viele der großen Luftabwehrsysteme in die Ukraine geschickt wurden und nun nicht mehr zur Verteidigung der Nato-Staaten zur Verfügung stehen.

Die geringe Größe vieler russischer Drohnen stelle eine weitere Schwierigkeit dar. Radarsysteme würden sie oft nicht entdecken und es sei zu teuer, sie mit Luftabwehrraketen abzuschießen. „Aufgrund dieser Schwachstellen sind die Europäer schlecht auf eine Art von Krieg vorbereitet, wie er derzeit in der Ukraine geführt wird", zitiert das Magazin die Londoner Denkfabrik International Institute for Strategic Studies.

Zu den technischen Problemen käme noch „das eklatante Problem des politischen Willens", schreibt „The Economist" – denn der europäische Schutzschild hänge von den USA ab, deren Unterstützung unter Donald Trump wanke. Zudem zögerten die europäischen Nato-Staaten, proaktiv Drohnen über ihren Nachbarstaaten wie Belarus oder der Ukraine abzuschießen.

Die Schlussfolgerung von „The Economist"? „Europa bleibt in der Defensive."

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