Ein Newsletter zum Krieg in der Ukraine - direkt aus dem Tagesspiegel-Newsroom.
Selenskyj meldet 20 Tote nach „brutalem" Luftangriff auf Zivilisten, Russland muss wohl mehr Schulden aufnehmen als geplant. Der Nachrichtenüberblick.
Liebe Leserinnen und Leser, | | Täuschungsmanöver gehören zum Krieg schon seit langer Zeit dazu, da bildet der bewaffnete Konflikt zwischen Russland und der Ukraine keine Ausnahme. Die britische BBC hat aufgeschrieben, wie diese Scheinkriegsführung an der Front aussieht (Quelle hier). | | Fast alles, was an der Front zu sehen sei, von Radargeräten und Granatwerfern bis zu Jeeps, Panzern und echten Soldaten, könne eine Attrappe sein, heißt es in dem Bericht. So hätten pro-russische Medien im Juni 2023 ein Video veröffentlicht, in dem die Zerstörung eines ukrainischen Panzers durch eine russische Drohne zu sehen sei. Kurz darauf sei ein ukrainisches Video veröffentlicht worden, das einen lachenden Soldaten zeige. Und dieser habe behauptet, der Panzer sei aus Holz gewesen. | | Die BBC sprach unter anderem mit Freiwilligen, die solche Attrappen herstellen. Diese könnten etwa aufblasbar sein oder in sehr flachen Paketen geliefert werden. Beliebt sei insbesondere die Nachahmung der britischen M777-Haubitzen. Diese bestünden aus Sperrholz und seien von zwei Personen innerhalb von drei Minuten ohne Werkzeug aufbaubar. Damit der Gegner die Attrappe aber auch als echt ansieht, sei es hilfreich, zum Beispiel Spurrillen originalgetreu nachzubilden. | | Die Kosten für die Attrappen: etwa 500 bis 600 Dollar. Russland greife diese häufig mit Lancet-Kamikaze-Drohnen an, die etwa 35.000 Dollar kosten. Und genau darin liegt der Zweck der Imitate: den Gegner dazu zu bringen, wertvolle Munition zu vergeuden. | | Russland steht der Ukraine aber in Täuschungsmanövern in nichts nach. Angeblich sollen 50 Prozent der eingesetzten Drohnen Attrappen sein, welche die ukrainische Luftabwehr täuschen und überlasten sollen. Auch gebe es zweidimensionale „Täuschkörper", die etwa den Funkverkehr imitieren oder von Motoren abgegebene Wärme und so die Radarsysteme des Gegners irritieren. | | Sogar Soldaten würden imitiert, heißt es in dem Bericht weiter. So hätten Freiwillige der vom Kreml unterstützten Volksfrontbewegung in Nowosibirsk Puppen in Militäruniformen hergestellt. Um menschliche Wärme zu imitieren und damit die ukrainischen Wärmebildkameras zu täuschen, seien deren Oberkörper unter der Jacke mit Heizdraht umwickelt. | | Die wichtigsten Nachrichten des Tages | | • | Russland muss zur Deckung seines steigenden Haushaltsdefizits in diesem Jahr mehr Schulden aufnehmen als geplant. Finanzminister Anton Siluanow kündigte am Dienstag an, eine Erhöhung der Schulden sei möglich. „Ich möchte gleich sagen, dass dies in einem vernünftigen Rahmen geschehen wird", sagte er dem Radiosender RBK. Mehr hier. | • | Die russische Fernsehjournalistin Margarita Simonjan, eine der einflussreichsten Moskauer Propagandistinnen, ist nach eigenen Angaben schwer krank. Auf dem Portal X berichtet sie zuletzt, dass sie eine Operation überstanden habe. Sie sei nicht sicher, ob sie jemals wieder im TV zu sehen sein werde. Mehr hier. | • | Der Ukraine drohen wegen stockender Lieferungen aus den USA offenbar Engpässe bei Waffen zur Luftverteidigung. Das berichtete die „Financial Times" unter Berufung auf Angaben von westlichen und ukrainischen Regierungsvertretern. Mehr hier. | • | Nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj hat Russland die ländliche Siedlung Jarowa in der Region Donezk massiv mit Raketen angegriffen. „Ein brutaler, grausamer russischer Luftangriff (...) direkt auf Menschen, auf normale Zivilisten. Genau in dem Moment, als sie für ihre Rentenzahlung anstanden", schrieb der Ukrainer via X. Mehr im Newsblog. | • | Russland hat jüngst offenbar die Produktion von FPV-Drohnen mit Glasfaserkabeln steigern können. Das berichtete die US-amerikanische Denkfabrik „The Institute for the Study of War" unter Berufung auf Angaben des Direktors des Wissenschafts- und Forschungszentrums „Ushkuynik", Oleksiy Chadayev. | • | Polen schließt ab Donnerstag um Mitternacht seine Grenze zu Belarus. Grund dafür ist das in Belarus zusammen mit Russland geplante Militärmanöver „Sapad", wie Ministerpräsident Donald Tusk mitteilt. | • | Die finnische Außenministerin Elina Valtonen ist strikt gegen einen „Kompromissfrieden" für die Ukraine mit Gebietsabtretungen an Russland. „Ein Verzicht auf das Recht der Unversehrbarkeit der Grenzen würde bedeuten, dass wir im Jahr 2025 unsere Wirklichkeit in die Zeit des Zweiten Weltkrieges zurückspulen" – zurzeit vor der UN-Charta von 1945, warnte sie. | • | Die europäischen Militärhilfen für die Ukraine werden nach Angaben der EU-Außenbeauftragten Kaja Kallas in diesem Jahr einen Rekordwert erreichen. Mitgliedstaaten der EU würden dieses Jahr 25 Milliarden Euro zur Verfügung stellen, sagte sie im EU-Parlament. Dies sei mehr als je zuvor. | • | Die Luftstreitkräfte der Ukraine haben in der Nacht zum Dienstag offenbar 60 von insgesamt 84 russischen Drohnen abgefangen. Das berichtete die staatliche Nachrichtenagentur „Ukrinform" unter Berufung auf Angaben der Luftwaffe. Demnach sollen vor allem Kampfdrohnen vom Typ Shahed und Gerbera neutralisiert worden sein. | • | Bei einem ukrainischen Drohnenangriff auf die russische Schwarzmeerstadt Sotschi ist den örtlichen Behörden zufolge ein Mann ums Leben gekommen. Trümmerteile einer abgeschossenen Drohne hätten das Auto getroffen, in dem der Mann unterwegs gewesen sei, teilt der Gouverneur der Region Krasnodar, Wenjamin Kondratjew, auf Telegram mit. | • | Deutschland setzt sich gemeinsam mit Frankreich für schlagkräftige neue EU-Sanktionen gegen Russland ein. Wie aus einem an andere EU-Staaten übermittelten Positionspapier hervorgeht, werben Berlin und Paris unter anderem für ein noch entschlosseneres Vorgehen gegen den russischen Energiesektor. | • | Der Rüstungskonzern Rheinmetall will der Ukraine zur Drohnenabwehr sein neues Luftverteidigungssystem Skyranger liefern. Ein entsprechender Vertrag werde am Mittwoch auf der Verteidigungsmesse DSEI in London unterzeichnet, sagte Vorstandschef Armin Papperger dem ZDF-Magazin „Wiso". | • | Russland hat ukrainischen Angaben zufolge bei dem Angriff auf den Kiewer Regierungssitz vom Sonntag eine ballistische Rakete eingesetzt. „Erstmals hat der Feind den Sitz der ukrainischen Regierung attackiert – ein Angriff mit einer ballistischen Iskander-Rakete", schrieb der ukrainische Präsidialamtschef Andrij Jermak im Onlinedienst X. | | | | | Der serbische Präsident Aleksandar Vučić lässt Proteste niederschlagen und trifft sich mit Putin, europäische Reaktionen bleiben weitestgehend aus. Dahinter stehen auch wirtschaftliche Interessen. | | |
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