Ein Newsletter zum Krieg in der Ukraine - direkt aus dem Tagesspiegel-Newsroom.
Hitzige Debatte um Sicherheitsgarantien für die Ukraine, russische Drohne stürzt in Polen ab, deutsche Eurofighter steigen wegen russischen Luftangriffen auf. Der Überblick.
Liebe Leserinnen und Leser, | | Russlands Präsident Wladimir Putin hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass eines der Hauptziele seines Angriffskriegs in der Ukraine die östliche Donbass-Region ist. Diese, das scheint klar, würde bei einem möglichen Friedensschluss an Russland fallen. Wie Putin schon jetzt mit den von ihm besetzten Gebieten in Donezk und Luhansk plant, zeigen aktuelle Satellitenbilder. | | Denen nach zieht Russland in den besetzten Teilen der Ukraine immer mehr Militärstützpunkte hoch, wie „Kyiv Independent" berichtet. Die Moskauer Streitkräfte bauten dort zivile Infrastruktur um, weil sie dort ihre Soldaten unterbringen, Munition transportieren und ihre Drohnen näher als je zuvor von ukrainisch kontrolliertem Gebiet starten wollen. | | Eines der deutlichsten Beispiele dafür ist der internationale Flughafen Donezk. Satellitenbilder, die das Unternehmen Planet Labs dem „Kyiv Independent" zur Verfügung gestellt hat, zeigen einen kurzfristigen Ausbau der Fundamente des alten Flughafens, der seit über einem Jahrzehnt verlassen war. | | Der Flughafen war einer der letzten Rückzugsorte für ukrainische Soldaten in Donezk, bis ihn Ende 2014 von Russland unterstützte Partisanen einnahmen und das neue Terminal bis auf die Grundmauern zerstörten. Aufnahmen vom April dieses Jahres zeigten den Flughafen genauso trostlos wie seit seiner Eroberung. Doch Ende Juli haben russische Truppen die Landebahn neu asphaltiert. | | Kleine weiße Unterstände säumen nun die Landebahn – und auf den Überresten des alten Terminals ist ein neuer weißer Hangar entstanden. Die neuen Flughafenanlagen, so Vadym Hlushko, Gründer des ukrainischen Open-Source-Intelligence-Projekts „Kiberboroshno", dienten alle als Startrampe für die ständig wachsende Flotte russischer Langstrecken-Drohnen. | | Hlushko warnt davor, dass Starts vom Flughafen Donezk es Shaheds sogar ermöglichen könnten, mit Artilleriegeschossen bewaffnet zu fliegen, die sie auf dem Weg zu ihrem endgültigen Kamikaze-Angriff abwerfen können. | | Es ist kein Geheimnis, dass Russland die eroberte ukrainische Infrastruktur für militärische Zwecke umfunktioniert. Da US-Präsident Donald Trump jedoch „Territorialtausch" als Teil eines Friedensabkommens zwischen der Ukraine und Russland ins Spiel bringt, befürchten die Ukrainer, dass die besetzten Gebiete bereits zu Aufmarschgebieten für Russlands nächste Invasion geworden sind. | | Der Tagesspiegel im Überblick: Lernen Sie unsere Berichterstattung kennen – 6 Wochen lang für 1 €. Erhalten Sie Zugang zu sorgfältig recherchierten Inhalten, Reportagen und Analysen zu aktuellen Themen aus Berlin und der Welt. Monatlich stehen Ihnen über 1.000 exklusive Artikel zur Verfügung. Jetzt im Probe-Abo entdecken | | | | Die wichtigsten Nachrichten des Tages | | • | Bei einem in Polen auf einem Maisfeld abgestürzten Flugobjekt handelt es sich nach Angaben der Regierung in Warschau um eine russische Drohne. Man habe es mit einer Provokation Russlands zu tun, sagte Verteidigungsminister Wladyslaw Kosiniak-Kamysz. Mehr dazu im Newsblog. | • | Wegen russischer Luftangriffe auf die Grenzregion der Ukraine zu Rumänien hat die Nato zwei deutsche Eurofighter alarmiert. Die Kampfflugzeuge starteten, weil sich russische Waffensysteme dem Luftraum Rumäniens näherten, sagte ein Bundeswehrsprecher auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Der Luftraum wurde bei dem Vorfall in der Nacht auf Mittwoch letztlich aber nicht verletzt. | • | Das Weiße Haus soll laut einem Bericht der US-Seite „Politico" bereits Verhandlungen zwischen dem russischen Präsidenten Putin und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Budapest vorbereiten. Doch Russland bremst die Gespräche, in alter Gewohnheit. Mehr dazu hier. | • | Der ukrainische Präsident Selenskyj fordert Sicherheitsgarantien für sein Land, bevor er in Verhandlungen mit Russland geht. Dazu gibt es aus den USA nun erste inoffizielle Informationen. Beruhigend sind sie für Europa nicht. Mehr dazu hier. | • | Russland hält Gespräche über Sicherheitsgarantien für die Ukraine ohne eine Beteiligung der Moskauer Regierung für sinnlos. Solche Bemühungen ohne die Russische Föderation seien ein „Weg ins Nirgendwo", sagte Außenminister Sergej Lawrow. Russland bekräftigte zudem seine kategorische Ablehnung „jeglicher Szenarien, die den Einsatz von Nato-Truppen in der Ukraine beinhalten". | • | Der Wehrbeauftragte des Bundestags, Henning Otte (CDU), hat vor einer Überforderung der Bundeswehr durch einen möglichen Einsatz zur Friedenssicherung in der Ukraine gewarnt. Sollte sich Deutschland mit einer Brigade von etwa 5000 Soldaten beteiligen, wäre das eine „Riesenherausforderung". Mehr dazu hier. | • | Unionsfraktionschef Jens Spahn (CDU) hat einen unmittelbaren Einsatz deutscher Soldaten in der Ukraine ausgeschlossen. Die aktuell geführte Debatte darüber sei „verkürzt" und „stellt sich schon gar nicht zum jetzigen Zeitpunkt", schrieb Spahn in einem Brief an seine Fraktionskollegen. Es gebe viele andere Szenarien für einen deutschen Beitrag zu Sicherheitsgarantien, die sinnvoller seien. Mehr dazu hier. | • | Der frühere Oberbefehlshaber der US-Streitkräfte in Europa, Ben Hodges, hält die Entsendung zahlreicher westlicher Soldaten in die Ukraine für nötig. „Ohne viele tausend europäische Soldaten vor Ort, mit einem klaren Auftrag, strengen Einsatzregeln und echten Fähigkeiten, die Russland respektiert, bleiben solche Garantien eine leere Hülse", sagte Hodges dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Mehr dazu hier. | • | Die Ukraine hat einen eigenen Marschflugkörper mit offenbar 3000 Kilometern Reichweite gebaut. Damit würde er weiter fliegen, als alle anderen Waffen im Arsenal. Videos sollen einen Start des „Flamingo"-Marschflugkörpers zeigen. Mehr dazu hier. | • | Die russische Armee hat nach Angaben aus Moskau drei weitere Ortschaften im Osten der Ukraine erobert. Die russischen Streitkräfte hätten zwei Dörfer in der Region Donezk und eines in der Region Dnipropetrowsk eingenommen, hieß es am Mittwoch in der täglichen Bilanz des russischen Verteidigungsministeriums. | • | Russland sichert Indien ungeachtet westlicher Sanktionen fortgesetzte Öllieferungen zu. Sein Land verfüge über einen „sehr, sehr speziellen Mechanismus", um die Lieferungen aufrechtzuerhalten, sagte der Geschäftsträger der russischen Botschaft in Neu-Delhi, Roman Babuschkin, am Mittwoch. Die Rohölimporte Indiens aus Russland würden auf dem gleichen Niveau bleiben können. | • | Bei nächtlichen Drohnenangriffen auf die Region Sumy im Nordosten der Ukraine wurden nach Behördenangaben mehr als ein Dutzend Menschen verletzt, darunter auch mehrere Kinder. Kurz nach Mitternacht seien 15 Drohnen in ein Wohnviertel der Stadt Ochtyrka eingeschlagen, teilte die Staatsanwaltschaft mit. | • | Russland hat nach eigenen Angaben Hafeninfrastruktur in der Ukraine angegriffen, die zur Treibstoffversorgung der ukrainischen Armee dient. Dies meldet die Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf das Verteidigungsministerium in Moskau. Selenskyj sprach auf X von einem „demonstrativen Angriff" auf eine Gasverteilerstation in der südlichen Region Odessa. | | | | | John E. Herbst war 31 Jahre lang Diplomat im US-Außenministerium und auch Botschafter in Kiew. Im Interview erklärt er, wie Wladimir Putin an den Verhandlungstisch gebracht werden kann. | | | | Harte Sicherheitsgarantien für die Ukraine würden wohl auch europäische Truppen vor Ort bedeuten. Union und SPD wollen darüber noch nicht sprechen, ein Ex-Generalleutnant hingegen macht Druck. | | | | Der US-Präsident hofft auf einen großen Friedensdeal – und will dafür Wladimir Putin und Wolodymyr Selenskyj zusammenbringen. Doch Moskau bremst. Und jetzt? | | |
Kommentare
Kommentar veröffentlichen