Ein Newsletter zum Krieg in der Ukraine - direkt aus dem Tagesspiegel-Newsroom.
Liebe Leserinnen und Leser,
mehr als acht Millionen Menschen sind laut UNHCR seit Kriegsbeginn aus der Ukraine geflüchtet. Dabei bekommen sie mitunter auch Unterstützung aus jenem Land, dass ihre Heimat seit einem Jahr angreift: Russland. Wie die „Washington Post“ berichtet, gibt es ein inoffizielles Netz von Freiwilligen, die die vertriebenen Ukrainer unterstützen und ihnen auch auf dem Weg durch Russland nach Europa helfen (Quelle hier). Diese Freiwilligen lebten oft nicht in der selben Stadt, und aus Sicherheitsgründen würden sie sich meist nicht persönlich sehen. Die einen bearbeiteten von daheim aus Hilfsanfragen, andere sammelten Lebensmittel, Kleidung und Medikamente. Wieder andere öffnen ihre Türen als Herberge für die Vertriebenen oder brächten sie über die russische Grenze in europäische Länder. So wie eine Ende 50-jährige Freiwillige, mit der die „Washington Post“ gesprochen hat. Sie selbst ist geborene Ukrainerin, verbrachte aber die meiste Zeit ihres Lebens in Russland und besitzt einen russischen Pass. Fünfmal pro Monat, so sagte sie der Zeitung, mache sie sich mit Geflüchteten auf, um sie zur finnischen Grenze zu bringen. „Solange Sie hier in meinem Auto sitzen und wir die finnische Grenze noch nicht erreicht haben, hören Sie nur auf mich“, ermahnt sie eine Familie, die in St. Petersburg in ihr Auto steigt. Diese Hilfsaktionen sind nicht illegal, aber: „In unserem Land ist jede Freiwilligenorganisation oder jeder Versuch, sich selbst zu organisieren, wie ein rotes Tuch für einen Stier“, sagte die Freiwillige. Das Risiko, etwa dem Vorwurf der Diskreditierung der russischen Armee ausgesetzt zu werden, ist groß. Jede Kleinigkeit kann schaden. So nennt die Zeitung den Fall von Irina Gurskaya aus Penza im Westen Russlands, der in einem Mini-Dokumentarfilm zur Sprache kommt. Sie half Menschen aus dem zerstörten Mariupol, die estnische Grenze zu erreichen. Nach „anonymen Beschwerden“ über Hilfspakete in ihrem Hausflur sei sie verhört worden – und schließlich selbst aus Russland geflohen. Warum diese Menschen trotzdem das Risiko eingehen? Die von der „Washington Post“ Befragten sagten, sie hätten sich zu Beginn des Kriegs hilflos gefühlt und darin die einzige Möglichkeit gesehen, mit ihrer Angst und auch ihren Schuldgefühlen umzugehen. „Ich hoffe, dass wir wenigstens einen winzigen Lichtpunkt in diesem verdammten Chaos setzen können“, sagte etwa die in der Ukraine geborene Freiwillige. |
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- In der Schlacht um Bachmut wird die Lage für die ukrainischen Verteidiger nach Worten von Präsident Wolodymyr Selenskyj immer schwieriger. „In Richtung Bachmut wird die Situation immer komplizierter“, sagte Selenskyj in seiner Videoansprache. Er verknüpfte damit die Bitte um mehr Waffenlieferungen, auch für eine bessere Flugabwehr inklusive Kampfflugzeugen. Mehr dazu hier.
- Auf dem Gelände einer Ölraffinerie in der südrussischen Stadt Tuapse ist nach Angaben der örtlichen Behörden ein Brand ausgebrochen. Auf Videos waren Rauchsäulen am Himmel zu sehen. Anwohner berichteten von Explosionen. Gründe für den Brand wurden offiziell nicht genannt. Auf mehreren Telegram-Kanälen war jedoch die Rede von angeblichen Drohnenangriffen auf die Anlage im Gebiet Krasnodar, das recht nah an der Ukraine sowie an der von Russland annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim liegt. Mehr dazu lesen Sie hier.
- Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj glaubt, dass Kremlchef Wladimir Putin von Vertrauten aus seiner inneren Führungsriege getötet wird. „Sie werden einen Grund finden, den Killer zu töten. Wird es funktionieren? Ja. Wann? Ich weiß es nicht“, sagt Selenskyj in einem ukrainischen Dokumentarfilm über den Krieg. Mehr dazu lesen Sie in unserem Newsblog.
- Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch sieht westliche Hilfen als überlebenswichtig für die Ukraine – auch Waffen. „Ohne die Unterstützung aus dem Westen würde die Ukraine keine Woche länger existieren, das ist so“, sagte Bartsch am Dienstag dem Sender „Welt“. „Und ohne auch die westlichen Waffen würde es die Ukraine auch nicht geben.“ Linken-Politiker hatten sich immer wieder gegen Waffenlieferungen an die Ukraine ausgesprochen.
- Der russische Präsident Wladimir Putin hat den letzten großen atomaren Abrüstungsvertrag mit den USA außer Kraft gesetzt. Dazu habe Putin ein entsprechendes Gesetz unterzeichnet, teilte der Kreml mit. Der Präsident hatte den Schritt in seiner Rede an die Nation am 21. Februar angekündigt. Putin hatte betont, dass dies kein Ausstieg aus dem Abkommen sei. Er hatte aber zuvor immer wieder gewarnt, dass ein Ende der Vereinbarung, die 2026 ausläuft, zu einem neuen atomaren Wettrüsten führen könnte. Vorerst will sich Russland weiter an die vereinbarten Obergrenzen für Atomwaffen halten.
- Das Erreichen der Kriegsziele in der Ukraine hat nach Kremlangaben Vorrang vor möglichen Friedensverhandlungen. Bisher gebe es auch keine Signale aus Kiew, mit Moskau Verhandlungen aufzunehmen, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Bisher seien solche Gespräche von Rechts wegen unmöglich, weil die ukrainische Regierung sie ausgeschlossen habe. „In diesem Fall ist das Erreichen unserer Ziele das Wichtigste, das ist unsere absolute Priorität.“
- Belarus hat Angaben von Regierungsgegnern über die Zerstörung eines russischen Aufklärungsflugzeugs durch Partisanen zurückgewiesen. Weil es keine offizielle Reaktion gebe, sei er fest davon überzeugt, dass es sich um eine weitere Falschbehauptung handele, sagte Vize-Außenminister Juri Ambrasewitsch am Rande der UN-Abrüstungskonferenz in Genf. Ziel sei es gewesen, damit angebliche Mängel in der nationalen Sicherheit aufzuzeigen.
- Die Ukraine wird nach den Worten von Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg „langfristig“ Mitglied des Militärbündnisses sein. „Die Nato-Verbündeten haben sich darauf geeinigt, dass die Ukraine Mitglied des Bündnisses werden wird“, sagte Stoltenberg in Helsinki. Die sei jedoch „eine langfristige Perspektive“, fügte er hinzu.
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