Ein Newsletter zum Krieg in der Ukraine - direkt aus dem Tagesspiegel-Newsroom.
Liebe Leserinnen und Leser,
Anfang Januar hatte die Söldner-Gruppe Wagner die ersten rekrutierten Strafgefangenen aus ihren eigenen Reihen nach absolviertem Fronteinsatz wieder entlassen. Die „New York Times“ hat nun versucht, das System der Rekrutierungen zu rekonstruieren. Dabei konnte sie auch mit ehemaligen Gefangenen oder Verwandten von solchen sprechen (Quelle hier). Da ist zum einen der Fall des 22-jährigen Andrej Jastrebow. Er hatte, so schreibt es die Zeitung, eine Haftstrafe wegen Diebstahls verbüßt und schloss sich Wagner nach der Freilassung an. Ein Verwandter von ihm, der aus Angst vor Repressalien seinen Namen nicht nennen will, sagte, Jastrebow sei als veränderter Mann nach Hause gekommen „Wir haben alle das Gefühl, dass er sich in einer Art Hypnose befindet.“ Er sei emotionslos – und will offenbar wieder zurück an die Front. Da ist Anastasia, die über einen Verwandten spricht, der ebenfalls bei Wagner gewesen sein soll. „Er ist nicht wegen des Geldes gegangen, dafür war er zu stolz.“ Er sei gegangen, „weil er sich vor seiner Mutter schämte und seinen Namen reinwaschen wollte“. Auf dem Papier seien die Rekrutierten auch nie in den Krieg gezogen, sondern nur in andere Gefängnisse nahe der ukrainischen Grenze verlegt worden. Als Anastasia den Aufenthaltsort ihres Verwandten erfahren wollte, habe man ihr lediglich gesagt, er sei nicht erreichbar. Und da ist der 26-jährige Igor Matyukhin, ebenfalls wegen Diebstahls verurteilt. Er saß nach eigener Aussage bereits seine dritte Strafe ab, als Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin ihn angeworben habe. Die Aussicht auf ein neues Leben veranlasste Matyukhin, sich den Söldnern anzuschließen. Er kam in ein Ausbildungslager nahe Luhansk und erlebte dort, wie er es der „New York Times“ beschreibt, ein Klima der Angst. Allein dafür geschaffen, die Gefangenen zum kämpfen zu bewegen. Demnach sei ihnen mit Hinrichtungen im Schnellverfahren gedroht worden. Matyukhin selbst floh, als ukrainische Soldaten das Camp angriffen. Es sind nur drei Beispiele für die rekrutierten Strafgefangenen, die zurückkehren. Yana Gelmel, russische Anwältin für die Rechte von Gefangenen, sagte der Zeitung: „Das sind psychisch gebrochene Menschen, die mit einem Gefühl der Rechtschaffenheit zurückkehren und glauben, dass sie getötet haben, um das Vaterland zu verteidigen.“ Es könnten „sehr gefährliche Leute“ sein. |
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- Russlands Präsident Wladimir Putin soll nach Angaben des britischen Ex-Premiers Boris Johnson kurz vor Beginn des Kriegs persönliche Drohungen gegen diesen ausgesprochen haben. Er habe gesagt, „Boris, ich will dir nicht wehtun, aber mit einer Rakete würde es nur eine Minute dauern“, erzählt Johnson in einer Doku. Mehr hier.
- Bundeskanzler Olaf Scholz hat mit Unverständnis auf die anhaltende Diskussion über die Lieferung von Kampfflugzeugen an die Ukraine reagiert. „Es ist dazu jetzt wirklich alles gesagt - auch von mir“, sagte er bei seinem Besuch in Chile. „Es ist eigenwillig, dass diese Debatte geführt wird.“ Mehr dazu lesen Sie hier.
- Diee Ukraine benötigt nach Worten von Präsident Wolodymyr Selenskyj schnellere Waffenlieferungen und neue Waffentypen, um russischen Angriffen standhalten zu können. In Donezk sei die Lage sehr schwierig angesichts der anhaltenden Attacken, sagt er in seiner abendlichen Audiobotschaft. Mehr dazu erfahren Sie hier.
- China hat die Vereinigten Staaten für den Krieg in der Ukraine verantwortlich gemacht. „Die USA sind diejenigen, die die Ukraine-Krise ausgelöst haben“, sagte Außenamtssprecherin Mao Ning vor der Presse in Peking. Sie seien auch „der größte Faktor, der die Krise anfacht“. Dies und weiteres finden Sie in unserem Newsblog.
- Der slowenische Geheimdienst Sova und die Ermittlungsbehörde NPU haben ein ausländisches Paar verhaftet, das der Spionagetätigkeit für Russland verdächtigt wird. Diesbezügliche Berichte slowenischer Medien bestätigte die Staatsanwaltschaft der Nachrichtenagentur STA. Die Festnahme war im Dezember erfolgt.
- Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat mit der dänischen Ministerpräsidentin Mette Frederiksen in der südukrainischen Stadt Mykolajiw ein Krankenhaus mit Verwundeten besucht. „Wichtig ist, dass unsere Kämpfer nicht nur physisch, sondern auch psychisch gesunden“, sagte er dabei.
- Der Iran hat nach einem Drohnenangriff auf eine militärische Anlage in der Nähe von Ishafan den ukrainischen Geschäftsträger einbestellt. Als Grund nannte das Außenministerium Äußerungen eines Beraters von Präsident Selenskyj und „rachsüchtiges Vorgehen“ der Regierung in Kiew, so die iranische Nachrichtenagentur Tasnim.
- Russland verlegt offenbar weitere Soldaten in die Grenzregion Kursk. Dem örtlichen Gouverneur zufolge wurde das Gebiet mehrfach von der Ukraine beschossen. Es sei zwar bereits ein ordentliches Kontingent an Militärpersonal, Grenzschützern und Polizisten vor Ort, aber mehr sei nötig, sagte Roman Starowoit laut Nachrichtenagentur Interfax.
- Vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs will Polen in diesem Jahr vier Prozent seiner Wirtschaftsleistung für Verteidigung ausgeben. „Möglicherweise wird dies der höchste Prozentsatz der für die Armee bereitgestellten Mittel unter allen Nato-Ländern sein“, sagte Regierungschef Mateusz Morawiecki.
- Großbritannien sieht es offenbar als wahrscheinlich an, dass Russland eine weitere Einberufungsrunde im Rahmen der „Teilmobilmachung“ erwägt. „Die russische Führung sucht höchstwahrscheinlich weiter nach Wegen, um die hohe Zahl an Personal zu bewältigen, die erforderlich ist, um eine zukünftige Großoffensive in der Ukraine zu bewältigen“, schrieb das britische Verteidigungsministerium in London.
- Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg fordert Südkorea auf, die militärische Unterstützung für die Ukraine zu verstärken. „Wenn wir nicht wollen, dass Autokratie und Tyrannei siegen, dann brauchen (die Ukrainer) Waffen, das ist die Realität“, sagt Stoltenberg in einer Rede am Chey-Institut in Seoul.
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